Israelische Bands gab und gibt es nicht gerade viele, zumindest wenn man sich in der Rockszene umsieht. Eine der besten Band aus diesem, im Gedächtnis von Rockfans wohl kaum auftauchenden Landes sind sicherlich JERICHO JONES. Ende der 60er als THE CHURCHILLS gegründet war die Band Anfang der 70er oft in deutschen Clubs unterwegs, (den größten Erfolg hatten sie auch in Deutschland), dazwischen auch mal in Südafrika. 1971 entschieden sich die Bandmitglieder aber, nach London umzusiedeln, da ihnen ein Vertrag von dem dort ansässigen Label Red Bus Records (dieses hatten unter anderem den 70er Hit `In The Summertime` von MUNGO JERRY veröffentlicht) offeriert wurde.
Die Truppe war dann viel auf Tour, sei es in Frankreich, in den
Niederlanden oder Belgien , auch Deutschland stand wieder auf dem
Plan. Dort gelang ihnen sogar ein Charteinstieg. Ausgerechnet in
England spielten sie aber nur eine handvoll Gigs in dieser Zeit, was
natürlich dazu führte, dass die Truppe im Heimatland ihres Labels
kaum bekannt wurde und der Erfolg dort ausblieb. Mehr Erfolg hatten
Sie bei einer erneuten Tour in Südafrika, die aber fast gleichzeitig
das Ende für die Band bedeutete. 1972 wurde zwar noch ein zweites
Album, diesmal nur unter dem Namen JERICHO veröffentlicht, kurz
darauf gingen die Bandmitglieder aber getrennte Wege. Die einzelnen
Musiker sind immer noch aktiv, wenn auch mit wechselhaftem Erfolg.
Stilistisch kann man Jericho Jones dem 70er Heavyrock zuordnen,
teilweise nah an DEEP PURPLE wobei ab und an noch die 60er Einflüsse
aus den Anfangszeiten zu hören sind, was man auch beim Opener `Mare
Tranquilitatas` merkt. Mit `Man In The Crowd` legt die Band aber
recht heftig los, der Track ist auch ein Highlight der Scheibe.
Tolle, fuzzige Gitarrenläufe und Riffs, dazu die geniale Stimme von
Danny Shoshman. Alleine schon wegen diesem Track lohnt sich die
Scheibe für jeden Fan des härteren 70er Rock. `There Is Always A
Train` hat schöne Southernrockeinflüsse, die aber nicht überhand
nehmen. Hier hört man auch, wie gut die Band mehrstimmige Gesänge
beherrscht. Recht ruhig kommt `Yellow And Blue` in den Gehörgängen
an. Unterlegt mit Geigenklängen erinnert der Song etwas an das
Material von der 60er Truppe THE ZOMBIES. Wunderschön! Ein weiteres
Highlight kommt mit dem folgenden `Freedom`, das durchaus auch von
DEEP PURPLE stammen könnte. Cooler, rifflastiger Heavyrock. Im
Zirkus oder auf einem Rummelplatz wähnt man sich bei dem, eher als
Songübergang gedachten `Triangulum`. `No School To-Day` ist leider
im Kontext recht schwach. Nicht falsch verstehen, der Song ist nicht
schlecht, kann aber qualitativ nicht mit dem anderen Material
mithalten. Der Titeltrack des Albums ist ein ruhigerer Song, der
schon fast als Jam durchgehen könnte. Der Soloausbruch des
Gitarristen erinnert, ohne eine Kopie zu sein, etwas an Alvin Lee´s
Monstersolo in `Love Like A Man` von TEN YEARS AFTER. Richtig heftig
wird es wieder mit `Time Is Now`. Grandioser Rocksong, ein weiteres
absolutes Highlight neben `Man In The Crowd`. Der offiziell letzte
Song der LP, `What Have We Got To Lose` hinterlässt aufgrund der
Funkeinflüsse einen etwas zwiespältigen Eindruck. Die fünf
Bonustracks der Re-Issues sind von unterschiedlicher Qualität, sind
aber, bis auf `Hey Man` weit über dem Durchschnitt anzusiedeln.
Es existieren mehrere offizielle Re-Issues auf CD im Digipack, auf
Akarma Records von 2002, zum anderen auf Mandala Records von 2009 und
auch eine Auflage von Repertoire. (Diese allerdings im Jewelcase) Die
Trackliste ist aber auf jedem Re-Issue gleich (inklusive der fünf
Bonustracks), deshalb ist es die günstigste Variante sich die
Repertoire-CD zu holen. Es scheint auch ein russisches Bootleg der CD
zu geben, also aufpassen. Wer sich unbedingt die Originalpressung in
den Schrank stellen will, sollte schon mit 2-300 Euronen für ein
sehr gutes Exemplar rechnen.
Erstveröffentlichung: 1971
Erstveröffentlichung: 1971
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